Warum intuitives Essen mehr Achtsamkeit erfordert als wir denken – ein Blick auf häufige Missverständnisse

Intuitives Essen ist ein Begriff, der oft für pure Freiheit beim Essen steht. Es geht darum, auf seinen Körper zu hören und zu essen, wenn man Hunger hat, worauf man Hunger hat, bis man satt ist. Doch lassen wir uns von der vermeintlichen Einfachheit nicht täuschen. Es kann immer wieder zu Missverständnissen kommen, die das Konzept des intuitiven Essens in ein falsches Licht rücken. Das finde ich sehr schade, denn eigentlich sollten wir intuitiv oder aus dem Herzen heraus die für uns richtigen Entscheidungen treffen.

Im Folgenden werde ich einige Missverständnisse aufklären und dir ein paar Hinweise geben, was du brauchst, um dein Essverhalten mit diesem Ansatz erfolgreich zu verändern.

Hunger ist ein komplexes Bedürfnis, das nicht immer eindeutig zu interpretieren ist

Unser Hunger hängt nicht nur von physiologischen Faktoren ab, sondern wird auch von Gewohnheiten und Emotionen. In manchen Situationen kann unser Körper Hunger signalisieren, obwohl er eigentlich nach einem emotionalen Ausgleich sucht. Sogar unserer Darmflora beeinflusst unseren Hunger. So ist bekannt, dass Darmbakterien einen großen Einfluss auf unser Hunger- und Sättigungsgefühl sowie auf die Auswahl unserer Nahrung haben. Es gibt Bakterien in unserem Darm, die sich besonders über Pizza, Chips und Zucker freuen und dann eine Party feiern, während sie die Bakterien, die eher zur Fraktion „gesund und fit“ gehören, einfach rauswerfen.

Unser Körper benötigt Nährstoffe und versucht über unsere Sinne herauszufinden, wo besonders viel von dem jeweiligen Baustein zu finden ist. Eiweiß ist für uns Frauen besonders wichtig. Du findest diesen wertvollen Baustein oft in herzhaften Speisen. Fehlt Eiweiß in der Nahrung, hast du einfach mehr Hunger. Das spüren wir intuitiv. Unser Körper weiß also instinktiv, welche Nährstoffe er braucht, aber er unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten Lebensmitteln. Warum sollte er auch? Er wurde von der Natur programmiert und nicht von künstlichen Lebensmitteln.

Essen zum (Über-)Leben

Unsere Intuition könnte uns auch zu der Annahme verleiten, dass gerade in den leckeren Pommes frites mit Ketchup und Mayonnaise viel Verwertbares steckt. Das stimmt insofern, als dass diese Kombination aus Kohlenhydraten und Fett besonders gut gespeichert werden kann. Für schlechte Zeiten. Das ist wirklich nett gemeint und nicht die Schuld unseres Körpers. Der will unser Überleben in Notzeiten sichern. Wir sind schließlich die Kinder und Kindeskinder jener schlauen Menschen, die sich vollgestopft haben, wenn es Essen gab.

Es galt schon immer das Prinzip, wer am besten speichern kann, überlebt auch magere Zeiten. Ein Blick in die Natur genügt. Auch Tiere fressen sich für die kalte Jahreszeit ein Fettpolster an. Sie spüren den nahenden Winter und handeln intuitiv. Essen bedeutet hier Sicherheit. Frag dich selbst: Wie sicher fühlst du dich im Moment in deinem Leben?

Die Mangelfalle

Immer wenn der Körper einen Mangel spürt, will er diesen ausgleichen und schickt Heißhungerattacken und Jo-Jo-EffektViele meiner Kundinnen und Kunden berichten, dass seit sie ihren Körper gut ernähren, die Essanfälle nachgelassen haben.

Ich kann dir ein Beispiel aus meinem Leben geben: Mein Mann und ich essen kein Fleisch. Nicht, weil wir es nicht mögen, sondern weil wir uns entschieden haben, dass uns Mögliche zu tun, um das Leid der Tiere zu verringern. Einige Wochen nach dieser Entscheidung saß ich abends immer öfter mit einer Tüte Chips vor dem Fernseher. Meine Intuition sagte mir, dass diese leckeren Chips alles enthielten, was mein Körper und meine Seele brauchen. Es hat bestimmt ein Jahr gedauert und ich musste tief in mich hineinhorchen, bis ich merkte, dass mir etwas in meiner Ernährung fehlte. Jetzt achte ich darauf, genügend Eiweiß, gute Fette und B12 zu mir zu nehmen. Wenn ich das tue, denke ich abends viel weniger ans Essen.

Die Rolle der Achtsamkeit:

Intuitives Essen erfordert Achtsamkeit.

Intuitiv Essen bedeutet nicht, bedingungslos allem nachzugeben, was der Körper scheinbar verlangt.

Achtsamkeit hilft dir mit folgenden Fragen:

  • Warum esse ich?
  • Wann möchte ich essen?
  • Was esse ich?
  • Wie esse ich?
  • Wie viel esse ich?
  • Woran denke ich?
  • Welche Gefühle verbinde ich mit Essen?

Wenn du diese Fragen für dich beantwortest, denke bitte daran, dies wertfrei zu tun. Es gibt nicht den einen Weg, und nur du kannst entscheiden, was sich für dich richtig anfühlt. Neue Wege können spannend sein, aber auch Angst machen. Beides ist in Ordnung und verdient unsere Aufmerksamkeit.

Natürliche Lebensmittel als Schlüssel zur richtigen Lebensmittelauswahl

Ein weiteres Missverständnis ist die Vorstellung, dass intuitives Essen automatisch zu gesunden Entscheidungen führt. Das ist nicht der Fall, wenn wir uns von stark verarbeiteten oder zuckerhaltigen Lebensmitteln leiten lassen. Die Gabe des intuitiven Essens entfaltet sich am besten, wenn wir zu natürlichen Lebensmitteln greifen. Nur dann hat unser Körper die Chance, uns zu zeigen, welche Nährstoffe ihm fehlen.

Genießen lernen

Wir sollten unser Essen genießen, denn wenn wir das nicht tun, gibt es immer einen Teil in uns, der unzufrieden ist und rebelliert. Wenn wir uns beim Essen ablenken, kann das dazu führen, dass wir mehr essen, weil dieser Teil nicht beachtet wurde.

Auf den Körper hören

Um intuitiv zu essen, müssen wir bereit sein, unseren Körper zu erspüren. Das hört sich ganz einfach an, ist aber für viele meiner Klientinnen eine echte Herausforderung. Der Körper ist häufig mit negativen Gefühlen wie Schmerz, Scham oder auch Wut verbunden. Hier müssen Mitgefühl und Selbstliebe erst wachsen und das braucht einfach Zeit und oft auch professionelle Begleitung.

Triff Entscheidungen aus Liebe

Vielleicht kennst du das Zitat von Charlie Chaplin: ‚Als ich begann mich selbst zu lieben, befreite ich mich von allem, was nicht gesund für mich war – von Essen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, was mich immer wieder runterzog, weg von mir selbst.‘

Das ist die Motivation und der Antrieb, den es braucht, ein Gefühl der Liebe und Dankbarkeit für mein Leben, meinen Körper und die Möglichkeiten der Veränderung.

Und manchmal ist es ein Ausdruck von Selbstfürsorge, eine Tasse heiße Schokolade zu trinken, wenn wir uns unwohl fühlen. Dann tut es gut, sich Zeit zu nehmen und zu genießen. Problematisch wird es nur, wenn sich danach eine nörgelnde Stimme meldet, die uns wieder kritisiert und uns kleinmacht. Selbstliebe ist immer bedingungslos. In diesem Sinne möchte ich dich ermutigen, die Lupe der Achtsamkeit herauszuholen und dich auf deinen Weg zu machen. Gern begleite ich dich dabei.

Lust auf mehr ?

Bist du neugierig geworden und möchtest mehr über Achtsamkeit erfahren? Dann lade ich dich herzlich ein, an meinem Jahreskurs ‚Achtsamkeit im Alltag‘ teilzunehmen. Hier erfährst du nicht nur, wie du achtsam essen kannst, sondern wir werden auch viele Themen erkunden, wie du Achtsamkeit in deinen Tag integrieren kannst. Entdecke die Schönheit des Augenblicks und finde eine tiefere Verbindung zu dir selbst.

Mehr Informationen findest du hier

Weitere Workshops zum Thema Achtsamkeit und Herzenshunger sind in Planung und ich habe auch wieder Termine für Einzelcoachings frei. Wenn du Interesse hast, melde dich. Manchmal braucht es einfach ein paar Impulse, um neue Kraft zu schöpfen.

Alles Liebe, deine Carmen ♥️

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