Die Kraft der Verbundenheit

Die Kraft der Verbundenheit: Heilung durch gemeinsame Stärke?

Heute möchte ich mit euch über ein Thema sprechen, das oft unterschätzt wird, aber einen enormen Einfluss auf unsere psychische und physische Gesundheit hat: Verbundenheit. In einer Zeit, in der Angst und Stress oft unseren Alltag bestimmen, ist es wichtiger denn je, die Kraft der Gemeinschaft zu erkennen und zu nutzen. In diesem Blogbeitrag werden wir uns genauer ansehen, welche Formen Verbundenheit annehmen kann, was dabei in unserem Körper und unserer Psyche passiert, welche Hormone dabei aktiv sind und warum dieses Konzept gerade bei psychischen Erkrankungen hilfreich sein kann. Außerdem werden wir uns die Vorteile von Gruppentherapie bei Angst, Depression und emotionalem Essen genauer ansehen.

 Welche Formen der Verbundenheit gibt es?

Verbundenheit kann viele Formen annehmen. Sie kann familiär sein, zwischen Freunden entstehen oder in Gruppen und Gemeinschaften gefunden werden. In der heutigen digitalen Welt können wir uns auch online mit Gleichgesinnten verbinden. Verbundenheit kann durch gemeinsame Interessen, Werte oder Erfahrungen entstehen. Es geht darum, sich verstanden und akzeptiert zu fühlen, sich emotional verbunden zu fühlen, Unterstützung zu erfahren und nicht verurteilt zu werden.

Selbstverbundenheit bezieht sich auf das tiefe Verständnis, die Akzeptanz und die positive Beziehung, die eine Person zu sich selbst hat. Sie umfasst das Gefühl von Selbstwert, Selbstakzeptanz und Selbstliebe

Was geschieht in Körper und Psyche?

Wenn wir uns verbunden fühlen, geschieht eine erstaunliche Transformation in unserem Körper und in unserer Psyche. Die Forschung hat gezeigt, dass positive zwischenmenschliche Beziehungen Stress reduzieren können. Stresshormone wie Cortisol werden abgebaut, was sich positiv auf unser Wohlbefinden auswirkt. Die Aktivität des parasympathischen Nervensystems, das für die Entspannung zuständig ist, nimmt zu. Dies führt zu einer Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz.

Auf der psychischen Ebene führt Verbundenheit zu einem Anstieg positiver Emotionen wie Glück, Zufriedenheit und Selbstwertgefühl. Dies wiederum kann das Selbstvertrauen stärken und das Gefühl der Kontrolle über das eigene Leben verbessern. In Gruppentherapien, die auf Achtsamkeit und Mitgefühl basieren, können Menschen lernen, ihre Gedanken und Gefühle besser zu verstehen und damit umzugehen.

Welche Hormone sind aktiv?

Einer der faszinierendsten Aspekte von Verbundenheit ist die Rolle der Hormone. Wenn wir uns mit anderen Menschen verbinden, werden Hormone wie Oxytocin, das oft als „Bindungshormon“ bezeichnet wird, vermehrt ausgeschüttet. Oxytocin spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Vertrauen und sozialer Bindung. Es hilft, Beziehungen zu festigen und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Außerdem werden Endorphine, unsere körpereigenen Glückshormone, ausgeschüttet. Diese tragen dazu bei, Schmerzen zu lindern und ein allgemeines Wohlbefinden zu fördern. Die Kombination von Oxytocin und Endorphinen kann ein starkes Gefühl der Freude und Entspannung hervorrufen.

Warum hilft es gerade bei psychischen Erkrankungen?

Menschen, die mit Ängsten, Depressionen oder emotionalem Essen zu kämpfen haben, können besonders von der Kraft der Verbundenheit profitieren. Diese psychischen Erkrankungen gehen oft mit sozialer Isolation und dem Gefühl der Einsamkeit einher. Die Vorstellung, sich anderen Menschen zu öffnen, kann beängstigend sein, aber auch der Schlüssel zur Heilung. In einer Selbsthilfegruppe oder Gruppentherapie können Betroffene ihre Erfahrungen austauschen, sich verstanden fühlen und von anderen lernen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Der Zusammenhalt in der Gruppe hilft, das Selbstwertgefühl zu stärken und negative Denkmuster zu durchbrechen. Die Betroffenen erkennen, dass sie nicht allein sind und finden Unterstützung in schwierigen Zeiten.

Vorteile von Gruppentherapie bei Angst, Depression und emotionalem Essen

Gruppentherapie hat sich als äußerst wirksame Methode zur Bewältigung psychischer Erkrankungen erwiesen.

Hier sind einige der Vorteile, die sie bieten kann:

  • Verständnis und Akzeptanz: In der Gruppe kannst du Gedanken und Gefühle mitteilen, ohne Angst vor Ablehnung haben zu müssen. Andere verstehen deine Erfahrungen und können dir Mitgefühl und Unterstützung bieten.
  • Gegenseitige Unterstützung: In einer Gruppe erhältst du nicht nur Unterstützung von einem Therapeuten, sondern auch von Gleichgesinnten. Alle können voneinander lernen und sich gegenseitig ermutigen, Fortschritte zu machen.
  • Realistische Perspektiven: Durch den Austausch von Geschichten und Bewältigungsstrategien erhältst du eine realistische Perspektive auf deine eigenen Herausforderungen. Dies kann dazu beitragen, negative Denkmuster zu durchbrechen.
  • Soziale Interaktion: Für Menschen, die unter sozialer Isolation leiden, bietet die Gruppentherapie eine Möglichkeit, wieder soziale Fähigkeiten zu entwickeln und Beziehungen aufzubauen.
  • Hormonelle Vorteile: Die Verbundenheit in der Gruppe kann die Ausschüttung von Oxytocin und Endorphinen fördern, was zu einer Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens führt.
  • Eine Gruppentherapie ist kostengünstiger als eine Einzeltherapie und kann die Behandlungsdauer verkürzen.

Insgesamt zeigt die Forschung, dass Gruppentherapie eine wirksame Ergänzung oder Alternative zur Einzeltherapie sein kann, insbesondere bei psychischen Erkrankungen, die mit sozialer Isolation und Einsamkeit einhergehen.

Meine Erfahrung

Das Gefühl der Verbundenheit nährt unser Beruhigungssystem. Wir alle haben während der Corona-Krise erfahren, wie sich Isolation auf unser Wohlbefinden auswirkt. Angsterkrankungen, Depressionen und Essstörungen nahmen damals stark zu und sind bis heute nicht wirklich zurückgegangen. Gleichzeitig suchen wir gerade in solchen Krisenzeiten instinktiv nach Verbundenheit. Wir beginnen, uns gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Sind mitfühlend und wertschätzend und erfahren auch dadurch eine wertvolle Ressource, die uns durch Krisenzeiten trägt. Verbundenheit führt uns aus der Ohnmacht heraus und macht uns wieder handlungsfähig.

In meinen Kursen frage ich meist nach dem aktuellen Stresserleben. Oft ist dieser zu Beginn noch sehr hoch und am Ende des Kurses kaum noch spürbar. Ich denke, das liegt nicht nur an den Übungen, sondern auch an der Erfahrung des geteilten Leidens. Wir alle kennen das Sprichwort: „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ und da ist tatsächlich etwas dran.

Wenn du dich angesprochen fühlst, würde ich mich sehr freuen, dich in einer meiner Therapiegruppen begrüßen zu dürfen.

Mit verbundenen Grüßen,

Carmen